Restaurierte Gemälde für die Hockelner Kirche
Hockelner Ölgemälde wieder zurück
Wenige Tage vor seiner Verabschiedung aus der Gemeinde brachte Pfarrer Blumenberg noch eine Maßnahme zum Abschluss, die ihm schon lange am Herzen lag: Die Hockelner Kirche St. Johannes Evangelist erhielt zwei Gemälde restauriert zurück, die jetzt wieder den Kirchenraum zieren. Dieser war Anfang der 70er Jahre auf Druck der Bauabteilung des BGV dem sogenannten "Bildersturm" zum Opfer gefallen. Wand- und Deckenbemalungen wurden überstrichen, Buntglasfenster herausgerissen, Gemälde aus der Kirche getragen und über einen längeren Zeitraum in einer Scheune untergebracht, bis sie schließlich im Kunstdepot in Ochtersum ihren Platz fanden.
Hierunter befand sich auch das große barocke Ölbild des Pfingstwunders, das heute in der Detfurther Pfarrhausdiele seinen Platz gefunden hat, und zwei hochwertige historische Gemälde, die nun im Rahmen einer Neusegnung während der Hl. Messe am 05.08.2023 der Kirche zurückgegeben wurden. Es handelt sich dabei um Darstellungen der Hl. Elisabeth von Thüringen und des Hl. Johannes von Nepomuk.
Elisabeth von Thüringen
Elisabeth von Thüringen war eine ungarische Königstochter und lebte von 1207 bis 1231; schon mit 4 Jahren wurde sie dem Landgrafen von Thüringen als Ehefrau versprochen und lebte fortan fern ihrer Heimat in Thüringen, wo sie u. a. von ihrer späteren Schwiegermutter auf der Wartburg erzogen wurde. Elisabeth hat ihren Mann sehr geliebt; als er zu den Kreuzzügen aufbrechen musste, reiste sie ihm nach, um ihm nah zu sein und trug Trauerkleidung.
Aus der nur 6jährigen Ehe gingen drei Kinder hervor. Liebesheiraten waren zu jener Zeit eine Seltenheit; Eheschließungen dienten in der Regel vor allem Zweckmäßigkeiten. Ländereien wurden durch gestiftete Ehen vergrößert, und hierdurch auch die Machtverhältnisse verändert und Erträge vermehrt. Elisabeth hatte immer schon ein sehr mitfühlendes Herz und kümmerte sich unermüdlich um ihre bedürftigen Mitmenschen, in denen sie stets den gekreuzigten Christus sah. Sie versorgte sie mit Lebensmitteln aus den Hoferträgen in fast schon ruinöser Weise.
Hierauf geht auch die Legende des Rosenwunders, die auf dem Hockelner Gemälde dargestellt ist, zurück: Elisabeth verteilte Brot an die Armen; als sie dabei kontrolliert wurde, enthüllte sie den Brotkorb, der dann plötzlich auf wunderbare Weise mit Rosen gefüllt war. Elisabeth starb völlig entkräftet an einer Infektion, die sie sich bei der aufopferungsvollen Krankenpflege in dem von ihr eigenhändig gegründeten Spital in Marburg zugezogen hatte. Die Hl. Elisabeth von Thüringen wurde zum Symbol für selbstlose Liebe zu Armen und Kranken; sie wurde am Pfingstfest im Jahre 1235 von Papst Gregor IX heiliggesprochen.
Johannes von Nepomuk
Johannes von Nepomuk lebte im 14. Jahrhundert und stieg bis zum Generalvikar des Prager Erzbischofs auf. Die Legende besagt, dass der römisch-deutsche König Wenzel seine Frau der Untreue bezichtigte. Nepomuk hatte der Gattin des Monarchen regelmäßig die Beichte abgenommen. Wenzel wollte wissen, ob und mit wem sich seine Frau vergnügte. Nepomuk behielt das Beichtgeheimnis standhaft für sich.
Der König ließ ihn erst foltern und dann von der Prager Karlsbrücke in die Moldau stürzen und anschließend ertränken. Als später sein Leichnam gefunden wurde, war er von fünf Flammen umgeben; er wird deshalb häufig mit einem Sternenkranz aus fünf Sternen dargestellt. Später wurde sein Leichnam aufgefunden und im Veitsdom beigesetzt. Johannes von Nepomuk wurde 1729 von Papst Benedikt XIII heiliggesprochen. Er ist der Brückenheilige und Patron des Beichtgeheimnisses, weil er sich standhaft und aufrecht weigerte das Beichtgeheimnis zu brechen.
Elisabeth wurde um 1900 im Raum Hildesheim hoch verehrt; die Elisabeth-Kirche in Hildesheim wurde zu dieser Zeit erbaut. Johannes von Nepomuk wurde in unserer Gegend - Hockeln gehörte zu Detfurth - von einer Gebetsbruderschaft besonders verehrt. Wer die Bilder damals in Auftrag gegeben hat und warum sie gestiftet wurden, ist leider nicht mehr zu ermitteln.
Die Darstellungen sind Werke des Kunstmalers Friedrich Eltermann, der in Hildesheim lebte und in der Zeit um 1900 zahlreiche bedeutende Bildnisse für Kirchen unseres Bistums geschaffen hat, unter anderem die Ausmalung der Apsis und des Chorraumes der Godehardikirche. Auch die Bemalung des Antependiums des Hochaltars in der Hockelner Kirche, die Motive aus der Offenbarung des Johannes zeigen, stammt von Eltermann.
Die beiden Hockelner Gemälde gehören zu dem Besten, was er uns hinterlassen hat. Die Restaurierung durch Frau Jutta Knörle aus Giesen hat die leuchtenden Farben und die goldenen Hintergründe freigelegt; die besonders fein gemalten Gesichter und Gewänder erstrahlen nun in neuer Pracht und bereichern den heute eher schlichten Kirchenraum. Finanziert wurde die Maßnahme zu einem Drittel vom Bistum, zu einem weiteren Teil von der Gemeinde und aus Spenden. Wer am 05. August dabei war, konnte feststellen: Die Mühe und der Aufwand haben sich gelohnt!
Pfarrer i.R. Thomas Blumenberg