Die Hybridorgel St. Gallus

Musikalisch über die Gemeindegrenzen hinweg


„Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt“, sagte Papst Benedikt XVI. am 13. September 2015 anlässlich der Weihe der neuen Orgel in der Regensburger Stiftskirche „Unserer Lieben Frau“.


Tatsächlich nehmen Orgeln eine zentrale Rolle bei der musikalischen Gestaltung von gottesdienstlichen Feiern ein. Schon deshalb ist es wichtig, sie gut zu pflegen und regelmäßig zu warten. Die letzte Überholung der Orgel in der St. Galluskirche in Detfurth wurde im Jahr 1983 vorgenommen. Nun, knapp 40 Jahre später, war es 2020 an der Zeit, das Instrument wieder grundlegend durchzusehen und, wo nötig, Instand zu setzen.

 

Bereits im Vorfeld war klar, dass die Orgel dafür vollständig zerlegt werden musste. Während der Planungsphase für die anstehenden Arbeiten kamen Überlegungen auf, das bis dahin lediglich einmanualige Instrument zu erweitern, um auf diese Weise die Auswahl an Registern und Klangfarben zu erhöhen. Des Weiteren sollte die Orgel anschließend über mehr als nur ein Manual im Spieltisch verfügen.


Eine konventionelle Erweiterung der Orgel hätte einschließlich der dafür notwendigen Anfertigung entsprechender Pfeifen schnell einen sechsstelligen Betrag erfordert und war damit nicht realisierbar. Moderne technische Entwicklungen bieten heutzutage allerdings die Möglichkeit, Pfeifenklänge naturgetreu verfügbar zu machen und über hochwertige Lautsprecher wiederzugeben. Dafür werden durch ein so genanntes Sampleverfahren Aufnahmen von einzelnen Registern an Referenzorgeln gemacht, in einem Chip gespeichert und später am Zielinstrument per Tastendruck wieder abgerufen. Die Qualität dieser Technik ist so gut, dass eine Unterscheidung zwischen konventioneller Klangerzeugung und elektronisch ausgegebenen Tönen kaum noch möglich ist.


Von Christoph Klug, seit vielen Jahren ein guter Freund von mir, wusste ich, dass er ein begeisterter Kirchenmusiker ist, der darüber hinaus noch Erfahrungen mit elektronischen Erweiterungen von Orgeln hat. Insbesondere durch seinen Sachverstand und die Planung eines vergleichbaren, wenn auch ungleich größeren Projekts in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin war er der bistumsweit beste Ansprechpartner für eine mögliche Digitalisierung der Detfurther Orgel.


So konnte es in St. Gallus schließlich dazu kommen, die neue Technik als Ergänzung zum ursprünglichen Orgelwerk zu integrieren. Der Organist bedient jetzt beide Teile des Instruments von einem neuen, zentralen Spieltisch aus.

 

Insgesamt sind es sogar drei Manuale plus Pedal geworden, denen jeweils ein Orgelwerk zugeordnet ist. Die einzelnen Orgelwerke sind untereinander koppelbar, so dass sich ein gemeinsames, vielfältiges Klangbild ergeben kann.

Auch ist es jetzt möglich, von „außen“ bereitgestellte, orgelfremde Klänge wie Blas- und Streichinstrumente oder beispielsweise ein Klavier über die Orgel spielbar zu machen.


Das gesamte Projekt konnte in die Tat umgesetzt werden, weil von Beginn an viele gute Umstände zusammengekommen sind und interdisziplinär im Team zusammengearbeitet wurde:

 

  • Der Kirchenvorstand hat sein Okay zu dem Vorhaben gegeben und die Finanzierung sichergestellt.

  • Herr Dr. Mahr als Orgelsachverständiger des Bistums hat die gesamte Unternehmung unter kirchenmusikalischen Aspekten geprüft, genehmigt und wohlwollend begleitet.

  • Orgelbauer Florian Fay, der die Sanierung des konventionellen Teils der Orgel übernommen hatte, war bereit, sich auf das Experiment der Hybridorgelerweiterung einzulassen.

  • Soundingenieur Christoph Klug plante und realisierte die Midi Datenverarbeitung für die Klaviaturen, die elektronische Klangerzeugung sowie die Lautsprecherakustik für den Hybridorgelteil unter Einsatz von unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden.


Das Ergebnis ist jetzt ein regelrechtes Konzertinstrument, das mit fast 60 klingenden Registern in der Lage ist, alle wichtigen Stilrichtungen in der Orgelliteratur angemessen wiederzugeben. Im Bistum hat die neue Orgel Pilotcharakter.

 

Vielleicht haben Sie ja Interesse, sich das Instrument in der St. Gallus Kirche in Detfurth einmal anzuhören. Nehmen Sie dafür gerne Kontakt mit mir auf (markus.feldt(ät)gmx.de).


Markus Feldt


Christoph Klug an der Detfurther Orgel

Markus Feldt an der Detfurther Orgel

Orgelprospekt Detfurth

Der alte, einmanualige Spieltisch

Der neue Spieltisch mit drei Manualen

Verstärker-Rack und Soundmodule