80. Todestag Pfarrer Joseph Müller
Jedes Jahr am 11. September läuten zum Gedenken an den Märtyrerpfarrer Joseph Müller zu seiner Todesstunde um 13:04 Uhr die Glocken seiner letzten Pfarrkirche St. Cosmas und Damian und der St. Bernward Kapelle Klein Düngen. Am Abend wird traditionell eine Hl. Messe gefeiert, die mit einem gemeinsamen Gebet an seinem Grab endet.
Über viele Jahre hat u.a. Prälat Heinrich Günther sich dafür eingesetzt, dass diese Tradition aufrechterhalten wird. Dies gilt in besonderem Maße für die Gedenkmesse anlässlich des 80. Todestages in diesem Jahr; bedauerlicherweise konnte der Prälat aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich an der Feier teilnehmen. Große Bauzaunplakate an beiden Ortseingängen an der B243 in Groß Düngen, welche auf Initiative des Prälaten aufgestellt wurde, wies schon frühzeitig auf das Ereignis hin. Auch die Liste des einzuladenden Personenkreises hat der Prälat als Mitglied des Initiativkreises zur Seligsprechung von Pfarrer Joseph Müller erstellt.
Weihbischof em. Dr. Nikolaus Schwerdtfeger hatte schon frühzeitig zugesagt, die Heilige Messe zu zelebrieren und konnte so der Gedenkfeier dem Anlass entsprechend eine besondere Würde und Feierlichkeit verleihen. Ihm standen neben Pfarrer Wirz zehn weitere Priester zur Seite; diese kamen aus den Nachbargemeinden und aus den Gemeinden, in denen Pfarrer Müller früher tätig war; ferner Pfarrer Sippel aus der Heimatgemeinde des Märtyrerpfarrers, Bad Soden-Salmünster und der Präses des Diözesankolpingverbandes Bernd Lange. Als Diakone wirkten Daniel Schier aus Bad Soden-Salmünster und Jens Pohl als ehemaliger Groß Düngener an der Messfeier mit.
Pfarrer Joseph Müller unterstützte und förderte in den Gemeinden, in denen er tätig war, besonders aktiv die Gesellenvereine, die Vorläufer der heutigen Kolpingfamilien; 6 Delegationen mit ihren Bannern nahmen an der Gedenkfeier teil.
Weihbischof Schwerdtfeger begrüßte neben den anwesenden Konzelebranten besonders Frau Rosa Maria Ziegenbein aus Groß Düngen; diese ist mit ihren 100 Jahren die wohl einzige Zeitzeugin, die sich noch gut an Pfarrer Joseph Müller erinnern kann. Auch Pfarrer i.R. Heinrich-Joseph Möller, der bis 2014 Pfarrer in Groß Düngen war, konnte trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen an der Hl. Messe teilnehmen. Vertreter aus der politischen Gemeinde, aus den örtlichen Vereinen und Verbänden und zahlreiche Gläubige und Interessierte waren ebenfalls anwesend.
Seine Predigt eröffnete der Weihbischof mit einem Zitat aus dem letzten Brief von Pfarrer Joseph Müller „Mein Herz ist so voll von Freude, dass es nun heimgeht zum Vater…“. Zu Beginn seiner Haftzeit fanden seine Besucher ihn als gebrochenen und aufgelösten Mann vor. Gewiss habe Joseph Müller auch erfahren das Glauben Suchen und Ringen, aber auch letztes Vertrauen bedeutet. Glaube schenkt nicht unbedingt Ruhe und Trost; Glauben heißt auch Auseinandersetzung und Kampf. „Glauben heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten“ (Karl Rahner). Pfarrer Joseph Müller hatte ein kleines Büchlein eines Kreuzweges bei sich in der Zelle; diesen hat er jeden Tag gebetet; im Blick auf das Kreuz Christi hat er sein eigenes Kreuz auf sich genommen und sich mit seiner bevorstehenden Hinrichtung abgefunden.
Im August besuchte Bischof Machens ihn erneut in seiner Zelle und fand einen innerlich gestärkten und gewachsenen Mann vor. Sein Glaube war so stark, dass die Machthaber ihn mit seiner Hinrichtung nicht töten konnten. Auch ein Gnadengesuch wollte er nicht mehr stellen; er wollte sein starkes Zeugnis nicht verdunkeln und wusste, dass dies sowieso keine Aussicht auf Erfolg haben würde.
Am Ende der Gedenkmesse verlas Pfarrer Wirz den tief bewegenden Abschiedsbrief des Märtyrerpfarrers Joseph Müller, den er 2 Stunden vor seiner Hinrichtung verfasst hat.
Mit dem gemeinsamen Gang zum Grab von Pfarrer Joseph Müller, mit Gebeten und einem Marienlied wurde die Gedenkmesse vor der Groß Düngener Kirche beendet.
Beim anschließenden Empfang im Joseph-Müller-Pfarrheim begrüßte Angela Meiners-Schmidt als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates die zahlreichen Gäste. Bürgermeister Björn Gryschka aus Bad Salzdetfurth und die Ortsbürgermeisterin Aloysia Bonnke aus Groß Düngen wiesen in ihren Grußworten auf den Stolperstein hin, der im Andenken an Pfarrer Joseph Müller 2021 als erster Stolperstein im Stadtgebiet von Bad Salzdetfurth gesetzt wurde. Pfarrer i.R. Reithner berichtete über den Studentenverein Unitas und sprach Grußworte.
Die Schulleiterin der Joseph-Müller-Grundschule Groß Düngen erzählte von den geplanten Aktivitäten im Schulalltag ihrer Schule. So soll zukünftig ein Aktionstag im Jahr dem Namensgeber der Schule gewidmet werden; dort soll nicht nur sein Andenken gefördert werden: Ziel sei es vielmehr, seine Werte zu vermitteln.
In Duderstadt-Tiftlingerode hatte Pfarrer Müller seine erste Kaplanstelle; hier wird sein Andenken besonders gepflegt. Der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Gerd Goebel, stellte einen neuen Impuls zur Seligsprechung vor, den Propst Berkefeld initiiert hatte.
Der Leiter des Bistumsarchivs, Dr. Thomas Scharf-Wrede stellte das Buch „Joseph Müller – Das öffentliche Wirken eines vorbildlichen katholischen Geistlichen in der Zeit zwischen den Weltkriegen“ vor. Als Mitherausgeber des Werkes konnte er auch Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold und dessen Schwester Maria begrüßen. In Band 1 des Buches werden die Predigten veröffentlicht; in Band 2 sodann die Vorträge und Zeitungsartikel Pfarrer Joseph Müllers. Die Originale dieser Schriften liegen im Bistumsarchiv und wurden von Prof. Kaufhold mit Unterstützung seiner Schwester in Buchform gebracht.
Im Anschluss an die Buchvorstellung konnten die Bücher käuflich erworben werden. Interessierte können sich für den Erwerb weiterer Bücher an das Bistumsarchiv wenden.
Große „Roll-Up“-Aufsteller waren im Joseph-Müller-Pfarrheim aufgestellt; im großen Pfarrsaal, im Flur und im Konferenzraum. Auf diesen werden für den Betrachter anschaulich die Vita des Märtyrerpfarrers Joseph Müller und seine unterschiedlichen Lebensstationen nachgezeichnet.
Angela Meiners-Schmidt & Silvia Walter