Neue Orgel für Detfurth
In Detfurther Pfarrkirche St. Gallus entsteht derzeit die erste hybride Kirchenorgel im Landkreis
In den Vereinigten Staaten oder Kanada liegen Hybridorgeln bereits seit den 1960er-Jahren im Trend.
Im deutschsprachigen Raum gibt es noch nicht so viele davon, weil die Fachwelt einer Kombination zweier ganz unterschiedlicher Klangerzeugungssysteme lange Zeit skeptisch gegenüberstand. In Detfurth gibt es in Kürze im Landkreis Hildesheim die erste Orgel, die mit traditionellen Pfeifen und mit digital erzeugten Registern ausgestattet ist. Schon in wenigen Wochen können die Besucher und Besucherinnen der Pfarrkirche St. Gallus ein mechanisch-digitales Klangwunder erleben.
Diesem Moment fiebert ganz besonders der Detfurther Organist Markus Feldt entgegen. Der Kirchenmusiker hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die einzigartige Technik in dasGotteshaus einziehen kann. Ihm gelang es, Kirchenvorstand, Orgelbauer und einen Sound-Ingenieur mit ins Boot zu holen.
1790 wurde die Detfurther Orgel von dem Hildesheimer Andreas Georg Almes gebaut. Fast 100 Jahre später wurde sie von August Schaper in Hildesheim überarbeitet. 1950 bekam dann die Duderstädter Firma Krell den Auftrag für eine Erweiterung und vor fast 30 Jahren wurde das Instrument vom Orgelbaumeister Manfred Gaulke aus Hüddessum auf sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückgeführt.
"Es handelt sich grundsätzlich um ein gutes Pfeifeninstrument. Aber die bisher 17 Register sind deutlich zu wenig", erklärt der Domkantor und Orgelsachverständige Stefan Mahr. Der Braunschweiger Orgelbauer Florian Fay stand einer digitalen Komponente aber dennoch zunächst skeptisch gegenüber. "Schließlich wird meinem Business dadurch ein Stück abgegraben", sagt er. Doch er ließ sich am Ende überzeugen. "Ich konnte mich gut auf das Vorhaben einlassen", sagt
auch Orgelsachverständiger Mahr. Zumal es äußerlich am Orgelprospekt keinerlei Veränderungen gibt.
Die digitale Umsetzung übernahm der Hildesheimer Sound-Ingenieur Christoph Klug, der aus privatem Antrieb bereits in der Liebfrauenkirche die digitale Klangwelt hat einziehen lassen. Dazu pflegt der Experte gute Kontakte zur Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kliche, wo die Hybridtechnik ebenfalls die Ohren der Besucher verwöhnt.
Fast jedes Orgelteil kam auf den Prüfstand. Während Fay sich derzeit mit mechanischem Handwerkszeug um das perfekte Klangbild bemüht, zieht Klug am Rechner die Fäden. Perfekte Ergebnisse wollen aber beide erreichen - ganz egal, ob es sich um mechanische oder digitale Töne
handelt. Mittlerweile befinden sich die Arbeiten auf der Zielgeraden. Ziel ist es, dass Pfingsten die Hybridorgel in Detfurth zum ersten Mal erklingt.
Bei allen Überlegungen hatten auch die Finanzen eine Rolle gespielt. Wenn die Erweiterung traditionell mit Pfeifen erfolgt wäre, hätten unter dem Strich schnell Kosten in Höhe von 150.000 Euro stehen können. Durch die Hybrid-Alternative liegen die Kosten des Orgelbauers bei rund 80.000 Euro, dazu kommen für die digitale Ausstattung rund 9.000 Euro.
Am Ende bekommt Organist Feldt nun viele Spielmöglichkeiten auf drei eigens für St. Gallus angefertigten Tastaturen. Ihm stehen künftig statt 17 insgesamt 60 Register zur Verfügung. Wie sich das anhört, darauf sind nicht nur die Gäste der Pfarrkirche gespannt. Auch Mahr, Fay und Klug fiebern dem Tag entgegen, wenn Mechanik und digitale Klänge In Detfurth vereint werden.
Text: Michael Vollmer
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung